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Leseprobe
Leseprobe: °°°Mein Problem°°°
Weiblich.
Tierärztin – mit Hass zum Beruf.
Angestellt ist sie in der Kleintierpraxis
von Frau Dr. Frühh – Dr. Frühh wird in diesem
Buch allerdings nur sporadisch erwähnt – sie will
nicht viel sehen und wenn sie etwas sieht, schaut sie schnell
weg.
Mein Problem ist eine Enddreißigerin und 170 cm groß,
wenn sie nicht so krumm dastehen würde, wäre sie bestimmt
zehn Zentimeter größer.
Außerdem ist sie mindestens 85 kg schwer. Sie trägt Konfektionsgröße
44, auch wenn die 44 sie kaum tragen kann.
Ein Bügeleisen hat die erwähnte Kleidung in der Größe 44
nie gesehen und eine Waschmaschine erfährt sie nur nach
gut und gerne einem Monat.
Nach einem Besuch bei ihrer Friseurin, einer Freundin,
sind die Haare in einem fiesen orange Ton – gleich einer
angegammelten Aprikose – oder besser noch – wie eine
Aprikose beim Rückwärtsessen. Ob das die wahre Freundschaft
ist, wage ich schwer zu bezweifeln.
Die beste Freundin: Tonni.
Zu Tonni fehlen mir die Worte. Nach reiflichem Überlegen
kann ich jedoch sagen:
Möchtegern-Amerikanerin. Das Hirn nicht wirklich ausgebildet
– dafür aber die Hüften.
Tonni ist angehende Tierärztin oder sollte ich sagen: Wenn
es nach ihr geht, hat sie die Veterinärmedizin erfunden.
Zudem verrichtete sie ihr Praktikum in einem Tierversuchslabor
– ich denke, damit ist dann auch eigentlich so
gut wie alles gesagt.
Man kann sich jedoch trotzdem ein optisches Tonni-Bild
machen, wenn man stark genug ist:
Sehr, sehr, sehr große Figur. Sollte man das Pech haben,
eine Woche mit ihr verbringen zu müssen, kennt man
jede und ich meine wirklich jede Dessous-Kombination,
welche Tonni besitzt.
Ein akustisches Bild: Verdammt laut – trampelig – nervig.
Das Problem wohnt mit ihrer Lebensgefährtin, mehreren
Pflegekindern, ein paar Katzen und Hunden, Fischen und
Co. in einem müllhaldeähnlichen Haus.
Aber nun zu den inneren „Werten“:
Mein Problem ist heiß auf Schokolade, Kuchen, Eis oder
sonstige Köstlichkeiten – speziell aber auf diese Leckereien,
die man Anderen wegessen kann.
Ihren Mitmenschen etwas zu enteignen beschränkt sich
leider nicht nur auf Lebensmittel – Gier ist eine ihr Leben
beherrschende „Tugend“:
>>Ohhh wie nett, sehen Sie, in dieser Weihnachtskarte
ist ein 50-Euro-Schein für unser Team!<<.
Und >Schwuubbb< – ich konnte gar nicht so schnell
schauen, wie der Team-Schein in ihrer Tasche war.
Um ihre eigene Unzulänglichkeit und Frustration zu kaschieren
und um sich besser zu fühlen, hat sie große Freude
daran, den Menschen in ihrer Umgebung das Gefühl zu
geben, ein beachtlich schlimmeres Leben als das ihre zu
führen. Wenn die Anderen nun aber nicht schlechter dran
sind, dann macht sie ihnen, mit großem Eifer, das Leben
zur Hölle.